Meine Rede anlässlich des Jubiläumsfests 100 Jahre SP Stadt Zug am Sa. 28. Dez. 2013

Als ich vor 11 Jahren von Ennetbaden nach Zug gezogen bin, war vieles hier neu und unbekannt für mich. Mit dem Haus meiner Grosseltern und meinem Mann, der mit mir hierhin umgesiedelt ist, war aber ein guter Boden vorhanden. Und vor allem natürlich, als ich in der lokalen SP-Sektion aktiv wurde, habe ich aber schnell Wurzen geschlagen.

Die Stadt Zug war für mich bis dahin einfach die Heimat meines Vaters, ich war zu Besuch. Nun aber habe ich mir mit dem Haus in der Ammannsmatt mein neues Zuhause um- und aufgebaut. Mein Dasein in der Stadt Zug fing also mit etwas sehr zugerischem an, dem Bauen. Die ersten Behördenkontakte hatte ich nebst der Einwohnerkontrolle mit dem Bauamt. Und da ich als Hochbauzeichnerin auch beruflich mit Bauen zu tun habe, bringe ich also eigentlich die besten Voraussetzungen mit für eine gelungene Integration in Zug.

Die Veränderungen in der Stadt Zug sind auffallend. Man muss dafür nicht mal die Fotos von früher ansehen, es genügen regelmässige Spaziergänge. Nur schon in Zugwest entstehen ganze Quartiere neu. Mit den Überbauungen Feldhof, Herti  6 und noch im  Bau, Feldpark und Riedpark werden viele neue Mehrfamilienhäuser gebaut. Für den neuen Wohnraum müssen allerdings auch immer alte Gebäude oder grüne Wiesen dran glauben. Für die neue Heimat der einen verschwindet immer auch ein Stück Identität der anderen.

Wurden und werden in Zug Chancen verbaut oder vielmehr neue aufgebaut? Diese Frage habe ich mir schon mehr wie einmal gestellt. Stillstand ist sicher keine Lösung, aber ist der Bauboom in Zug mit dem Leben in Zug noch verträglich? Dass sich eine Stadt entwickeln muss, da ist man sich einig, aber über das wie, wohin und vor allem – wie schnell – wird heftig debattiert und gestritten.

Bebauungspläne, und davon haben wir in Zug einige,  sind ein schönes Beispiel dafür. Immer wieder wird versucht damit das Maximum für die Grundeigentümer oder Investoren heraus zu holen. Was die Bevölkerung davon hat, wird leider nur selten gefragt. Dabei ist eigentlich das Ziel eines Bebauungsplans, auch dank Abweichungen von der Regelbauweise, dass die künftige Überbauung ein Mehrwert im Interesse und zu Gunsten der Öffentlichkeit aufweist. Im GGR setzt sich die SP immer wieder für ein gesundes Masshalten dabei ein.

Die neuen Hochhäuser wie das Uptown beim Eisstadion, der Park-Tower beim Bahnhof, B125 und der Big Tower an der Baarerstrasse sind alle nur möglich geworden dank Bebauungsplänen. In vielen Fällen ist der Mehrwert für die Bevölkerung gering, ausser dass sie nun schon von weitem sieht, wo der Bahnhof Zug ist.

Das Hochhausleitbild hinkte lange Zeit der Wirklichkeit hinterher. Auch sind Überbauungen, deren Hauptzweck die Gewinnmaximierung ist, selten gelungen, leider sieht man ihnen das auch an. Hier sind in der Stadt Zug sicherlich schon einige Chancen vertan und damit auch verbaut worden. Denn Gebäude bleiben in der Regel lange bestehen.

Nebst der direkt auffallenden hat die Bautätigkeit auch eine nicht sofort sichtbare Seite. Die soziale Durchmischung der Stadt. Hier allein den Markt spielen zu lassen ist fahrlässig. Die Stadt Zug, und damit wir als Bevölkerung, muss sich im Wohnungsmarkt einmischen. Die SP hat dies schon früh erkannt und sich unter anderem erfolgreich für 400 städtische Wohnungen eingesetzt. Ebenfalls von uns angestossen wurde die Zone für preisgünstigen Wohnungsbau, die mit der Ortsplanrevision neu eingeführt wurde. Unsere neuste Initiative „Wohnen in Zug für alle“ wurde an der Abstimmung vom Stimmvolk deutlich angenommen. Einige dieser Ideen fanden sogar Resonanz bis nach Zürich.

Die städtischen Wohnungen, die Förderung von preisgünstigem Wohnraum oder auch die Unterstützung von Genossenschaften sind wichtig für die gesunde Entwicklung der Stadt Zug.

Die ungute Dynamik der Preise im Wohnungsmarkt, ist nicht zuletzt ein Resultat der tiefen Steuern. Deswegen kommen  vermögende Personen und grosse internationale Firmen nach Zug. Diese holen sich ihre qualifizierten Mitarbeitenden, Expats, nach Zug. Die hohe Nachfrage nach Wohnraum treibt die Preise in die Höhe. Das bekommt in Zug auch die sogenannte Mittelschicht zu spüren. Ein Haus oder eine Wohnung zu „normalem“ Mietzins oder Verkaufspreis gleicht einem Lottosechser. Und da es in diesem Umfeld immer Leute gibt, die die verlangten hohen Preise bezahlen können und wollen, führt dies schlussendlich zur Verdrängung von ganzen Bevölkerungsschichten. Preisgünstige Wohnungen werden zur Mangelware.

Bei zahlbarem Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten hat die Stadt Zug noch grossen Nachholbedarf. Hier gilt es alle verfügbaren Chancen zu packen und darauf aufzubauen.

Die SP setzt sich seit 100 Jahren dafür ein, dass sich alle das Wohnen und Leben in der Stadt Zug leisten können. Wir helfen die vorhandenen Chancen für die Stadt zu nutzen, damit wir mit Stolz sagen können – ich bin In Zug dehei.