Wenn ganz bewusst Teile einer Geschichte verschwiegen werden, so wird damit Unwahres verbreitet. Ganz aktuell ist derzeit die Lüge von der CO2-Neutralität des Atomstroms. Dieses Argument nennen die Atomstrom-Befürworter gerne als vermeintlichen Trumpf.

Dabei fängt die Geschichte des Atomstroms nicht erst im Atomkraftwerk an, sondern vollständigkeitshalber beim Uran-Abbau in einer der auf der ganzen Welt verteilten Minen. Und damit ist auch schon die angebliche CO2-Neutralität wiederlegt. Denn zur Gewinnung von Uran im offenen Tagebau in Australien, Kanada, Russland und weiteren Ländern sind grosse Maschinen im Einsatz. Ein riesiger Wagenpark ist ununterbrochen in Bewegung. Diese gewiss nicht verbrauchsarmen Fahrzeuge werden nicht CO2-neutral betrieben.

Zur Aufbereitung des gewonnenen Urans werden gewaltige Energiemengen benötigt. Beim Transport der Brennstäbe zu einem unserer fünf Schweizer AKWs werden abermals kräftig Abgase ausgestossen. Zur Wiederaufbereitung werden die radioaktiven Brennstäbe dann nach La Hague oder Sellafield verladen und danach wieder in die Schweiz zurück befördert. Auch das geschieht nicht CO2-Neutral. Wenn die Brennstäbe nicht mehr zur Stromproduktion gebraucht werden können, kommen sie ins Zwischenlager. Und das schon seit 40 Jahren! Denn die Endlagerung ist noch immer ungelöst. Auch dieses Problem wird gerne weggelassen beim Erzählen des Märchens vom sauberen Atomstrom.

Von der fehlenden Sicherheit und den nicht kalkulierbaren Risiken ganz zu schweigen. In Japan war man ja auch sicher, dass nichts passieren kann und man das Risiko „im Griff“ hat. Unsere AKWs seien auf einem vergleichbaren, technisch hohen Stand wird von Seiten der Betreiber beruhigt. Berichte zum AKW Mühleberg betreffend Risse im Mantel und der Unsicherheit bei der Kühlung im Fall von Hochwasser der Aare werden verharmlost. Man hat alles im Griff, heisst es dann umgehend. Jede bekannte Schwachstelle, und sei sie noch so klein, ist ein zusätzliches Risiko. Denn das Ereignis, das nur alle hundert Jahre eintrifft, könnte morgen da sein!

Daher ist der Entscheid des Bundesrates zum Ausstieg aus der Atomenergie sehr zu begrüssen. Es ist keinesfalls ein überhastet und unüberlegt gefällter Beschluss, sondern vielmehr schon längst überfällig. Für die Schweizer Wirtschaft ist dies eine grosse Chance, denn technologisch sind wir vorne mit dabei. Nun muss endlich all das Wissen aus Forschung und Entwicklung  in alternativen Energien wie Sonnen- und Windenergie, Biomasse oder Wasserkraft gesteckt werden. Auch clevere Energienutzung ist ein Schlüssel zum Atomausstieg. Allein durch den konsequenten Ersatz stromverschwendender Geräte und Heizungen liessen sich theoretisch alle Schweizer AKWs ersetzen.

Die SP Schweiz engagiert sich schon lange gegen Atomkraftwerke, nicht erst seit der Katastrophe in Fukushima. Sie setzt sich für eine sichere, umweltverträgliche und zuverlässige Stromversorgung für unser Land ein. Im März 2010 wurde von der SP die Volksinitiative „neue Arbeitsplätze dank erneuerbaren Energien – Cleantech“ lanciert. Damit wird gefordert, dass die Schweiz sich künftig ganz auf erneuerbare Energien abstützt. Sie sind sicher, sauber und unerschöpflich. Und sie sind ein enormer Jobmotor mit neuen Berufen, Ausbildungen und Arbeitsplätzen. Das bringt Wertschöpfung im Inland, sichert unseren Wohlstand und macht die Schweiz unabhängig.